Infos Altes Land

Alles was Sie über das Alte Land wissen müssen

Wie alles entstand

Nach der letzten Eiszeit vor rund zehntausend Jahren gruben die abschmelzenden Wasser das Urstromtal der Elbe. Im Laufe der Zeit verlangsamten sich die Schmelzwasserflüsse, das Flussbett wurde schmaler und verlagerte sich an den nördlichen Elbhang bei Blankenese. Die täglichen Fluten der Nordsee brachten Sedimente, die sich entlang des südlichen Ufersaums als Marschland aufschichteten. Noch heute könnt ihr diese geologische Struktur gut erkennen – entlang des Ufersaums, wo sich über Jahrtausende die größten und schwersten Sedimente ablagern, bildete sich das ein bis zwei Meter über dem Meeresspiegel liegende Marschenhochland, während im Hinterland die feineren Ablagerungen das bis zu ein Meter unter NormalNull liegende Sietland (siet = niedrig) prägten. Dieser fruchtbare Boden und das milde Nordseeklima bilden die Grundlage für den Obstbau im Alten Land.

Woher der Name?

Der Name “Altes Land”, woher stammt der eigentlich?
Zu verdanken haben wir ihn den Holländischen Besiedlern unseres Landes, denn sie waren diejenigen, die unser Land überhaupt erst bewohnbar und urbar gemacht haben. Ursprünglich ein so feuchtes und auch immer wieder überflutetes Gebiet wurde in kräftiger Handarbeit urbar gemacht. Entwässerungsgräben wurden gezogen und nach und nach konnte das Land besiedelt werden. Während der Arbeiten wurde das Land, das bereits bearbeitet war, das “Alte Land” genannt, wohingegen das noch nicht bearbeitete Land das “Neue Land” war. Irgendwann waren die Arbeiten abgeschlossen und alles Land konnte besiedelt und bebaut werden, sodass nun das gesamte Gebiet das “Alte Land” war – daher der Name.

Elbdeich bei Hochwasser im Alten Land

Wer nich will dieken, de mutt wieken” – ohne Deich kein Land

Jeder, der sein Land am Wasser hatte, musste einen Deich haben und ihn auch pflegen. Deichverbände, die den drei Meilen entsprachen, wurden bereits im Mittelalter gegründet und bestehen noch bis heute. Der Grundsatz, dass jeder Altländer sein, seinem Grundbesitz zugeteiltes Deichstück selber pflegen musste kommt bereits aus der Zeit der Hollerkolonisation. Wer sein Stück nicht in Ordnung halten konnte, dem drohten harte Strafen. Ein in die Deichkrone gestochener Spaten symbolisierte den Bankrott eines Besitzers dieses Stück Deiches und dem dazugehörigem Land. Dieser wurde aus dem Deichverband ausgeschlossen und er musste seinen gesamten Landbesitz abtreten. Wer den Spaten aus dem Deich zog, der sagte damit zu, den Deich wieder in Stand zu setzen und der erhielt im Gegenzug dazu das dazugehörige Land. Man kann sich gut vorstellen, wie selten dies vorkam, da Nachbarn des kaputten Stückes nach einer Sturmflut zum Beispiel genug mit ihrem eigenen Deich zu tun hatten und sich somit wohl kaum die Bürde eines weiteren Stück Deiches auf sich nehmen wollten.

Fachwerkhäuser im Alten Land

Einmalig sind die alten Fachwerkhäuser, die man mit ihrem wunderschönen Buntmauer-Fachwerk und den tollen Giebelzierden auch heute noch bewundern kann. Die alten traditionellen Bauernhäuser, die hier in unserer Region Hallenhaus genannt worden sind, sind auch heute noch teilweise in sehr gutem Zustand zu bewundern und teils sogar auch für Gäste wie Sie bewohnbar. Vermutlich hat die Bauweise des Buntmauer-Fachwerks seinen Ursprung auch wieder in den Niederlanden. Das Besondere an dieser Baukunst ist, dass der Wandverband in gleichmäßige Vierecke aufgeteilt ist und jedes einzelne Fach anders ausgestaltet ist.

Hierdurch wird jede Hauswand zu einem einzigartigen und unverwechselbarem Kunstwerk. Uneinig ist man sich darüber, ob die Ausgestaltungen der reinen Fassade und des Schmuckes dienten, oder ob sie dem Haus und seinen Insassen als “Abwehrzauber” dienten. Zu den wunderschönen Häusern gehören jedoch nicht nur die Wände, die sich besonders hervorheben, sondern auch die Giebel, die mit aus Holz geschnitzten Zierden bedacht sind. Wieder auf holländischen Wurzeln basierend findet man sehr häufig die gekreuzten Giebelschwäne an den Häusern vor. Es wird vermutet, dass der Schwan als Stammeszeichen der Siedler galt.

Altländer Fachwerkhaus

Wie kam es zum
Obstbau im Alten Land?

Angefangen hat alles mit einem kleinen Nebenverdienst, den sich die Kleinbauern, Handwerker, Fischer und Händler auf ihren kleinen Gartenflächen dazuverdienen wollten. Diese Art der Spezialkultur ist bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgbar. Durch mehrere Krisen gebeutelt, wie zum Beispiel dem Bier- und Kirschenkrieg, und auch dem ersten Weltkrieg, nach dem der Obstbau seinen Niedergang fand, gab es mit der Gründung des Obstbauversuchsringes in 1929 einen Meilenstein im Obstbau. 

Laut des Obstbauversuchsringes gelang es in 1939 eine Rekordernte von 3,1 Millionen Zentnern Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschen einzufahren. Heute ist das Alte Land das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Mit einer Obstanbaufläche von ca. 10.000 ha, auf der der Apfelanbau mit etwa 90 % vorherrscht, werden jährlich 250.000 Tonnen Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, sowie Pflaumen und Zwetschen geerntet.

Obsternte früher im Alten Land

Traditionell und schick

Etwa 200 Jahre lang bis zum Ende des 19.Jahrhunderts hat man im Alten Land Trachten getragen. Die Altländer Tracht gehört zu den traditionsreichsten und wertvollsten Trachten Deutschlands. Die tägliche Arbeitstracht war überwiegend aus waschbaren Stoffen gefertigt. Für die Festtracht hingegen verwendete man kostbarere Stoffe. Samt, Seide, Brokat, schwere Tuche, Leinen, Bordüren, Spitzen und Stickereien wurden verarbeitet. Was es in der Region nicht gab, brachten Händler und Schiffer von ihren Reisen mit. Es gab einen Unterschied zwischen der Festtracht des jungen Mädchens und der Festtracht der verheirateten Frau. Das junge Mädchen trug die schwarze Mädchentracht. Die verheiratete Frau die bunte Tracht mit dem schweren roten Tuch Rock. Darüber gehörte die weiße Schürze mit Spitzeneisätzen Die dunkelfarbige Samt- oder Seidenjacke war über einem bestickten Brusttuch geschnürt. Eine Mütze mit bunt verzierten Bändern und eine Halswulst vervollständigten die Tracht. So wurde sie im Sommer und im Winter getragen.

 

Das wertvollste war der echte Silberfiligranschmuck. An diesem kostbaren Schmuck war der Wohlstand der Trägerin zu erkennen. Eine fünf reihige Filigranperlenkette über der Jacke, zwölf Filigranknöpfe an den weiten Jackenärmeln und das Brautherz, die Filigranbrosche in Herzform an der Halswulst, schmückten die Trägerin. Zur Festtracht des Mannes gehörte eine kurze, blaue oder schwarze Tuchjacke, die mit zwölf silbernen Filigranknöpfen geschmückt war. Darunter trug der Herr das Leinenhemd und die Brokatweste. Eine Kniebundhose, mit einem Silberknopf am Kniebund verschlossen, weiße Kniestrümpfe, Silberschnallen auf den Schuhen und auf dem Kopf der Zylinderhut ließen die Herren ebenso festlich aussehen wie die Damen.

Altländer Gästeführer in Tracht