Einmalig sind die alten Fachwerkhäuser, die man mit ihrem wunderschönen Buntmauer-Fachwerk und den tollen Giebelzierden auch heute noch bewundern kann. Die alten traditionellen Bauernhäuser, die hier in unserer Region Hallenhaus genannt worden sind, sind auch heute noch teilweise in sehr gutem Zustand zu bewundern und teils sogar auch für Gäste wie euch bewohnbar. Vermutlich hat die Bauweise des Buntmauer-Fachwerks seinen Ursprung auch wieder in den Niederlanden. Das Besondere an dieser Baukunst ist, dass der Wandverband in gleichmäßige Vierecke aufgeteilt ist und jedes einzelne Fach anders ausgestaltet ist.
Hierdurch wird jede Hauswand zu einem einzigartigen und unverwechselbarem Kunstwerk. Uneinig ist man sich darüber, ob die Ausgestaltungen der reinen Fassade und des Schmuckes dienten, oder ob sie dem Haus und seinen Insassen als “Abwehrzauber” dienten. Zu den wunderschönen Häusern gehören jedoch nicht nur die Wände, die sich besonders hervorheben, sondern auch die Giebel, die mit aus Holz geschnitzten Zierden bedacht sind. Wieder auf holländischen Wurzeln basierend findet man sehr häufig die gekreuzten Giebelschwäne an den Häusern vor. Es wird vermutet, dass der Schwan als Stammeszeichen der Siedler galt.
Angefangen hat alles mit einem kleinen Nebenverdienst, den sich die Kleinbauern, Handwerker, Fischer und Händler auf ihren kleinen Gartenflächen dazuverdienen wollten. Diese Art der Spezialkultur ist bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgbar. Durch mehrere Krisen gebeutelt, wie zum Beispiel dem Bier- und Kirschenkrieg, und auch dem ersten Weltkrieg, nach dem der Obstbau seinen Niedergang fand, gab es mit der Gründung des Obstbauversuchsringes in 1929 einen Meilenstein im Obstbau.
Obstbauversuchsringes gelang es in 1939 eine Rekordernte von 3,1 Millionen Zentnern Äpfel, Birnen, Kirschen und Zwetschen einzufahren. Heute ist das Alte Land das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Mit einer Obstanbaufläche von ca. 10.000 ha, auf der der Apfelanbau mit etwa 90 % vorherrscht, werden jährlich 250.000 Tonnen Äpfel, Birnen, Süß- und Sauerkirschen, sowie Pflaumen und Zwetschen geerntet.
Etwa 200 Jahre lang bis zum Ende des 19.Jahrhunderts hat man im Alten Land Trachten getragen. Die Altländer Tracht gehört zu den traditionsreichsten und wertvollsten Trachten Deutschlands. Die tägliche Arbeitstracht war überwiegend aus waschbaren Stoffen gefertigt. Für die Festtracht hingegen verwendete man kostbarere Stoffe. Samt, Seide, Brokat, schwere Tuche, Leinen, Bordüren, Spitzen und Stickereien wurden verarbeitet. Was es in der Region nicht gab, brachten Händler und Schiffer von ihren Reisen mit. Es gab einen Unterschied zwischen der Festtracht des jungen Mädchens und der Festtracht der verheirateten Frau. Das junge Mädchen trug die schwarze Mädchentracht. Die verheiratete Frau die bunte Tracht mit dem schweren roten Tuch Rock. Darüber gehörte die weiße Schürze mit Spitzeneisätzen Die dunkelfarbige Samt- oder Seidenjacke war über einem bestickten Brusttuch geschnürt. Eine Mütze mit bunt verzierten Bändern und eine Halswulst vervollständigten die Tracht. So wurde sie im Sommer und im Winter getragen.
Das wertvollste war der echte Silberfiligranschmuck. An diesem kostbaren Schmuck war der Wohlstand der Trägerin zu erkennen. Eine fünf reihige Filigranperlenkette über der Jacke, zwölf Filigranknöpfe an den weiten Jackenärmeln und das Brautherz, die Filigranbrosche in Herzform an der Halswulst, schmückten die Trägerin. Zur Festtracht des Mannes gehörte eine kurze, blaue oder schwarze Tuchjacke, die mit zwölf silbernen Filigranknöpfen geschmückt war. Darunter trug der Herr das Leinenhemd und die Brokatweste. Eine Kniebundhose, mit einem Silberknopf am Kniebund verschlossen, weiße Kniestrümpfe, Silberschnallen auf den Schuhen und auf dem Kopf der Zylinderhut ließen die Herren ebenso festlich aussehen wie die Damen.