Das Alte Land als
UNESCO-Weltkulturerbe

Seit März 2021 läuft die Bewerbung des Alten Landes zum Welterbe der UNESCO. Hierfür erarbeitete die interkommunale Arbeitsgruppe Welterbe in Zusammenarbeit mit der insitu Heritage Consulting im Auftrag der Kommunen Jork und Lühe ein etwa 30-seitiges Bewerbungsdokument „Kulturlandschaft Hollerkolonie Altes Land“ mit Bild- und Kartenanhang. Dies war der Startschuss für ein mehrstufiges und langjähriges Verfahren, denn zunächst muss die Bewerbung des Altes Landes auf Landesebene überzeugen. Innerhalb der nächsten Monate wird eine unabhängige niedersächsische Expertenjury einen Entscheidungsvorschlag für das Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover erarbeiten. Denn nur zwei der insgesamt vier niedersächsischen Bewerbungen werden im Herbst 2021 für die deutsche Vorschlagsliste nach Berlin gemeldet. „Bereits auf Landesebene findet nun ein spannender Wettbewerb zwischen unterschiedlichsten Regionen und Konzepten auf einem fachlich ganz hohen Niveau statt“, schätzte Jorkers Bürgermeister Matthias Riel im März 2021 die Lage ein.

 

Wann und wie geht es dann auf der Bundesebene weiter? Im Jahr 2023 wird die deutsche Tentativliste mit den bundesdeutschen Vorschlägen für die neuen Welterbestätte erstellt. Wenn der Vorschlag des Alten Landes auch dort vertreten sein sollte, entscheidet sich innerhalb der nächsten fünf bis acht Jahre, ob das Alte Land Welterbe wird.

Flyer:

Welterbe Altes Land auf dem Weg
Leuchtturm in Hollern Twielenfleth

Aber warum ist es hier so besonders und einmalig (schön)?

Das Alte Land ist eine Obstbauregion, soweit klar. Wir begrüßen Sie zugleich aber auch in einer sehr maritim geprägten Kulturlandschaft, die vor rund 700 bis 800 Jahren in einem zähen Kampf dem Wasser abgerungen wurde und sich weiterhin in stetiger Auseinandersetzung mit dem Wasser befindet (daher die vielen Deiche, und daher die vielen Schafe). Das Element Wasser prägt das Alte Land durch und durch, allen voran sind dies natürlich die Elbe und ihre drei Nebenflüsse Schwinge, Lühe und Este, die unsere Region in die sogenannten „Drei Meilen“ teilen. Dies geht zurück auf die Kultivierung dieser von Überschwemmungen gebeutelten Region im 12. und 13. Jahrhundert, die auch dank der Mithilfe und des Wissens holländischer Wasserbauexperten möglich wurde. Denn erst mit diesen Kenntnissen, die der damalige Erzbischof aus Bremen erkannte und folglich die „Holler-Kolonisten“ angeworben hatte, konnte das Marschgebiet im Urstromtal der Elbe eingedeicht und damit urbar gemacht werden. Doch wenn Sie mal rechts und links am Apfelbaum vorbeischauen, werden Ihnen die unzähligen kleineren Wasserläufe auffallen, die natürlichen Ursprungs sind („Fleete“) oder in mühsamer Arbeit zur Entwässerung des Landes von den Siedlern angelegt wurden (Kanäle und Gräben, die bei uns „Wettern“ heißen). Wenn man berücksichtigt, welch große Fläche und ohne heute selbstverständliche technische Errungenschaften kultiviert wurde, ist diese Leistung nicht hoch genug einzuschätzen.

Gästeführer im Alten Land

Doch damit nicht genug!

Es gibt weitere Kulturlandschaftselemente und Errungenschaften, die es in dieser Form nur bei uns im Alten Land gab und gibt oder bei uns besonders früh oder ausgeprägt waren. Dazu gehört selbstverständlich das gebaute Erbe, also neben den zehn prächtigen und denkmalgeschützten Kirchen insbesondere die Bauernhäuser und Höfe mit Schmuckgiebel, Buntmauerfachwerk, Reetdach, viele sogar mit Prunkpforte oder sogenannter Brauttüre. Auch die gelebten Brauchtümer und Traditionen sind Bestandteil unserer Kulturlandschaft, denn die Altländer besitzen seit jeher eine prunkvolle und selbstbewusste bäuerliche Kultur, die sich nicht nur in der Architektur, sondern beispielsweise auch in den kunstvoll hergestellten Möbeln oder in den mit Filigran geschmückten Trachten wiederspiegelt. Die Trachten können Sie live und in Farbe an unseren Gästeführern bewundern, am besten im Rahmen einer unserer zahlreichen Gästeführungen. Oder Sie begegnen zufällig auf einem der zahlreichen Feste bei uns der Altländer Blütenkönigin, die Ihnen gerne ihre prunkvolle Hochzeitstracht erklärt und ein Foto mit Ihnen macht.

Altländer Kirche

Die Siedlungsstruktur
im Alten Land

Es gab bereits vor den durch die holländischen Kolonisten vereinzelte Siedlungen im Alten Land, u.a. der Sachsen. Doch erst durch das Know-how von außen konnte unsere Region „professionell“ besiedelt werden. Insbesondere jene Dörfer, die erst nach der Eindeichung der Elbe und der Nebenflüsse gegründet werden konnten, weisen die regionaltypischen Strukturen auf, das heißt z.B. als Deichhufendörfer, wenn sich die alte Häuser wie an einer Perlenkette auf oder entlang des Deiches reihen (z.B. Steinkirchen, Cranz, Estebrügge), oder als Marschhufendörfer, in denen die Höfe entlang der Fleete und später der Verbindungsstraßen gebaut wurden (z.B. Jork, Ladekop). Kennzeichnend für diese Dörfer und heute noch wunderbar zu erkenn ist die vergleichsweis schmale aber langgestreckte Parzellengröße der landwirtschaftlichen Flächen, die heute meist schlicht „Höfe“ genannt werden. Und wer hätte es gedacht: auch die Maßeinheiten dieser „Hufen“ genannten Flächen gehen auf die ersten holländischen Siedler zurück. Wenn Sie sich also fragen sollten, warum manche Orte bei uns wie in die Länge gezogen wirken und kein klassisches Zentrum aufweisen, dann ist das den Begebenheiten unserer Kulturlandschaft geschuldet.

Museum Altes Land

Sie möchten noch mehr erfahren?

Wenn Sie mehr erfahren möchten über die spannende Geschichte und Kultur unserer Region, dann gehen Sie doch am besten auf eine kleine Erkundungstour mit unseren Altländer Gästeführern, besuchen das Museum Altes Land oder das Museum Estebrügge. Und wer sich etwas einlesen möchte, dem können wir die umfassende Seite des „Vereins zur Anerkennung des Alten Landes zum Welterbe der UNESCO e.V.“ und das neue Nachschlagewerk „Das Altes Land von A bis Z – Lexikon einer Elbmarsch“ empfehlen.

Fischmarkt in der Altstadt Stade

Europäisches Kulturerbejahr

Auf dem Weg zum Weltkulturerbe hat sich die Region Altes Land erfolgreich als Teilnehmerin des Europäischen Kulturerbejahres beworben.

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